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Leben nach den Räten des Evangeliums

Unser Leben in der Nachfolge Christi – „in obsequio Jesu Christi“ – findet einen konkreten Ausdruck im Leben nach den evangelischen Räten, die wir gemäß unserer Regel geloben: „(Dem Prior) sollen die anderen Gehorsam, ehelose Keuschheit und Armut versprechen und sich bestreben, ihr Versprechen in der Tat (Vgl. 1 Joh 3,18) zu erfüllen (RCarm 1).“

Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen

„Ich habe euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt, und daß eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Bleibt in meiner Liebe (Vgl. Joh 15, 12-17).“

 

Die Ehelosigkeit ist die Antwort eines Menschen, der sich so tief von Gottes Liebe ergriffen und erfüllt weiß, daß er ihm sein ganzes Leben restlos und ohne Vorbehalte schenken möchte. Der Verzicht auf eine eheliche Gemeinschaft ist die konsequente Folge der radikalen Hingabe des Menschen an Gott. „Nur Gott kann eines Menschen Hingabe ganz empfangen und so empfangen, daß der Mensch seine Seele nicht verliert, sondern gewinnt. Und nur Gott kann sich einem Menschen so schenken, daß er dessen ganzes Wesen ausfüllt (Edith Stein, Die Frau,11).“

 

Ehelosigkeit meint nicht „Beziehungslosigkeit“, sondern umfaßt eine intensive ganzheitliche Beziehung des Menschen zu Gott und den Menschen. Sie ist Antwort der Liebe und bleibt als solche ein Mysterium. Das Mysterium der Liebesbeziehung Gottes mit dem Menschen wurde in der Hl. Schrift und bei den Vätern oft mit dem Bild der „Brautschaft“ und des Bundes umschrieben. „Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich (Jes 62,5).“ Durch das Gelübde der Ehelosigkeit verpflichtet sich die Schwester, Gott die Treue zu halten.

Heilige Messen

Montag: 17:30 Uhr
Dienstag: 08:00 Uhr
Mittwoch: 08:00 Uhr
Donnerstag: 08:00 Uhr
Freitag: 08:00 Uhr
Samstag: 08:00 Uhr
Sonntag: 08:00 Uhr

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© Kloster "Maria vom Frieden"

Armut

 

„Denn ihr wißt, was Jesus unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen (2 Kor 8).“

 

Die Schwester entscheidet sich für ein Leben in Armut, Anspruchslosigkeit, Abstand von den irdischen Gütern, Abhängigkeit im Gebrauch der Güter und in der Verfügung über sie, um Jesus in dieser Grundhaltung zu folgen (Vgl. Konst. 30/31). Das Loslassen des Eigentums, aber auch in geistiger Hinsicht das Loslassen der eigenen Pläne, Wünsche, Gedanken und Vorstellungen, das Stehen zu den eigenen Grenzen und Schwächen macht die Schwester leer, empfänglich und aufnahmebereit für Gott. Sie wird mit einer inneren Freiheit des Herzens und einer Unabhängigkeit von allen verkehrten Bindungen beschenkt, die sie disponieren, sich immer fester in Gott zu verankern. „Wo Dein Schatz ist, dort wird auch Dein Herz sein. (Vgl. Mt 6,21)“.

Daher ist der Verzicht auf materielle Güter lediglich ein Hilfsmittel, um in seinem Herzen frei zu werden für die vorrangige Beziehung zu Gott. Er ist kein Selbstzweck und kein Ziel des karmelitanischen Lebens. Durch das Gelübde der Armut bekundet die Schwester ihre eigenen Prioritäten. Im Vertrauen auf Gottes liebende Vorsehung möchte sie ihr Leben zuerst dem Reich Gottes widmen: „Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben (Vgl. Mt 6, 25-34).“ Das Gelübde der Armut ist demnach existenzieller Ausdruck des Vertrauens auf das Getragensein des eigenen Lebens von Gottes Liebe. Es relativiert die eigenen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen und öffnet den Blick auf das bleibende Leben im Reich Gottes. So ist ein Leben in Armut Ausdruck der Hoffnung auf die künftige Herrlichkeit. „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5,3)“.

Gehorsam

„Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so reden wir freimütig zu Gott, und was wir bitten, empfangen wir von ihm; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist“ (1 Joh 3, 21-22)

Durch den Vollzug des Gehorsams möchte die Karmelitin Christus immer ähnlicher werden, „der Gott gleich war, aber nicht daran festhielt, wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte und wie ein Sklave wurde und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (Vgl. Phil 2,6-8).“

 

Der Gehorsam umfaßt die Hingabe des eigenen Willens als Opfer seiner selbst an Gott. Im Alltag ist der Vollzug des Gelübdes ein stetes Ringen um die Erkenntnis des Willens Gottes. Dieses besteht im aufmerksamen Hören und Horchen auf Gottes Wort, auf Situationen meines Lebens, auf Begegnungen mit Mitmenschen, und nicht zuletzt im Hören auf das Wort der Priorin, der die Entscheidungsbefugnis zukommt, und auf die im Konventkapitel getroffenen Entscheidungen.

 

Der Grundhaltung des Horchens entspricht die Umsetzung des Gehörten in die Tat, entspricht also das Gehorchen. Der Gehorsam ist ein aktives und verantwortungsvolles Geschehen, ein lebenslanger dialogisch geführter Prozeß, der zwar den Bereich der individuellen Wahlmöglichkeiten einschränkt, aber durch das je neue Loslassen des Eigenwillens zu großer innerer Freiheit führt. Die Schwester verspricht durch die Form eines öffentlichen Gelübdes, diese drei Räte des Evangeliums durch das Zeugnis ihres Lebens zu verwirklichen. Erst nach Ablauf einer Probezeit von insgesamt sechs Jahren, in der die junge Schwester prüfen kann, ob sie in der Lage ist, die evangelischen Räte als Karmelitin zu leben, kann sie sich auf Lebenszeit an diese Lebensform binden.

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