
Edith Stein
Edith Stein wird eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts genannt.
Wer war Edith Stein?
Sie selbst schreibt als Studentin:
„Am 12. Oktober 1891 wurde ich als Tochter des verstorbenen Kaufmanns Siegfried Stein und seiner Frau Auguste geb. Courant in Breslau geboren. Ich bin preußische Staatsangehörige und Jüdin.“
Die Atmosphäre des Elternhauses war geprägt von der gläubigen, gesetzestreuen Religiosität der Mutter. Aber die 14-jährige Edith beginnen weltanschauliche Fragen zu beunruhigen:
„Ich habe mir das Beten ganz bewußt und aus freiem Entschluß abgewöhnt.“,
sagt sie später über diese Zeit; sie empfindet sich als Atheistin.
Edith galt als hochbegabte Schülerin und Studentin. Abitur, Staatsexamen und Doktorarbeit trugen ihr Höchstprädikate ein. Dennoch konnte sie schreiben:
„Ich wußte von den ersten Lebensjahren an, daß es viel wichtiger sei, gut zu sein als klug.“
In großem Ernst trifft sie ihre Berufswahl: vor allem anderen will sie Philosophie studieren.
„Hatte ich die richtige Berufswahl getroffen?“
fragt sie sich. Und sie gibt sich selbst die Antwort:
„Wir sind auf der Welt, um der Menschheit zu dienen. Das kann man am besten, wenn man das tut, wozu man die geeigneten Anlagen mitbringt.“
Die Studienjahre in Göttingen bringen die Welt des Glaubens von neuem in Sicht. Begegnungen mit den Philosophen und Phänomenologen Husserl, Reinach, Scheler, Hedwig Conrad-Martius vermitteln ihr den Sinn für das Transzendente, für religiöse Erfahrungen und Entscheidungen.
„Es war wie ein erster Blick in eine ganz neue Welt“
schreibt sie.
Weitere Jahre des Suchens folgen; schmerzliche Lebenserfahrungen lassen sie innerlich wachsen. Die Lektüre der Schriften Teresas von Avila bringt die letzte Entscheidung. Am 1. Januar 1922 wird sie durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. Zu dieser Zeit hatte sie bereits Beachtliches an eigenen philosophischen Arbeiten geleistet – ohne je aufzuhören, ganz Frau zu sein.
„Bei aller Hingabe an die Arbeit trug ich doch die Hoffnung auf eine große Liebe und glückliche Ehe im Herzen. Es kam vor, daß mir unter den jungen Menschen, mit denen ich zusammenkam, einer sehr gut gefiel, und daß ich ihn mir als den künftigen Lebensgefährten dachte.“
Ihre Bemühungen, sich an einer Universität zu habilitieren, scheitern. So entscheidet sie sich für andere Weisen der Bildungsarbeit. Privat hält sie philosophische Kurse, gibt Vorlesungen an der Volkshochschule. Jahrelang arbeitet sie als Lehrerin am Lyzeum und an der Lehrerinnenbildungsanstalt in Speyer, später als Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Als Rednerin und Schriftstellerin engagiert sie sich in den großen katholischen Verbänden, kommt auf Vortragsreisen nach Aachen, Bonn, Essen, Freiburg, Heidelberg, Ludwigshafen, München, Paris, Prag, Salzburg, Wien, Zürich … spricht im Rundfunk … .
„Es ist im Grunde“ sagt sie dazu „immer eine kleine, einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben.“
Sie will helfen, Menschen heranzubilden, die ihres Christseins froh sind; zumal den Frauen will sie die Aufgaben bewußt machen, die ihnen als Christinnen in Kirche und Gesellschaft aufgetragen sind.
In diesen bewegten Jahren, die alle ihre Kräfte einfordern, sammelt sich ihr eigentliches Leben mehr und mehr nach innen. Wenn Gott es fügt – dann will sie eines Tages alle ihre Fähigkeiten umzuschmelzen suchen in das eine große Talent: in Liebe und Anbetung, in Lobpreis und Danksagung dazusein für den lebendigen Gott des Bundes, für JHWH den Einzigen, und für den, den er gesandt hat, Jesus Christus.
Am 14. Oktober 1933 tritt Edith Stein in Köln in den Orden der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel (Unbeschuhte Karmelitinnen) ein.
„Ich bin jetzt an dem Ort, an den ich längst gehörte“, erklärt sie in einem Brief. Und sie fügt hinzu: „Es ist unser Beruf, für alle vor Gott zu stehen.“
Edith Stein trug im Orden den Namen Sr. Teresia Benedicta vom Kreuz. Sie hatte sich diesem Namen erbeten. Unter dem Kreuz verstand sie das Schicksal des jüdischen Volkes, das sich abzuzeichnen begann. Sie wollte es auf sich nehmen – fürbittend und stellvertretend für viele.

Edith Stein
Am 21. April 1938 legt Edith Stein die Ewigen Gelübde ab und siedelt im selben Jahr nach Echt in Holland über. Als mit der deutschen Besetzung auch dort die Judenverfolgungen beginnen, wird sie verhaftet und in den Osten verschleppt. Am 9. August 1942 wird Edith Stein zusammen mit ihrer Schwester Rosa und vielen anderen Schwestern und Brüdern des Jüdischen Volkes in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.
Menschen aller Berufe und Konfessionen und aus allen Erdteilen haben in Edith Stein einen Menschen erkannt, der als Jüdin und Christin, als Wissenschaftlerin und als berufstätige Frau, als große Kontemplative und schließlich als Opfer der Gewaltherrschaft in der Gefolgschaft Jesu stand.
Am 1. Mai 1987 wurde Edith Stein von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Am 11.10. 1998 erfolgte in Rom ihre Heiligsprechung.