Der Mensch ist frei und durch seine Geistbegabtheit zur Verantwortung für sein Leben bestimmt – das ist der Zielpunkt, auf den sich Edith Steins Münsteraner Vorlesung über den Aufbau der menschlichen Person (Wintersemester 1932/33) zubewegt. Um zur Erkenntnis der Individualität des Menschen zu führen, geht Stein real-phänomenologisch vor: Von außen betrachtet, nimmt man zunächst den Leib und dann erst das Innere des Menschen wahr, das sie mit scholastisch-thomasischer Begrifflichkeit als Seele und Geist bezeichnet. Der Mensch wird von Edith Stein stufenweise untersucht als materieller Körper, Lebewesen, Seelenwesen, Geistwesen – ein Mikrokosmos, der nach innen und nach außen erschlossen, aufgebrochen ist. Als geistige Person wird der Mensch in seiner Individualität sowie als Gemeinschafts- und Kulturwesen und als Gottsucher beleuchtet.